Rurasmus_-07

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Ronja Protzmann

Ronja Protzmann hat ihr Aufs-Land-Semester im bayerischen Kirchanschöring verbracht. Dort entwickelte die angehende Innenarchitektin ein Nutzungs- und Gestaltungskonzept für eine leerstehende Scheune mitten im Ort. Ein Jobangebot folgte.
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Wie ist es zu deinem RURASMUS-Semester gekommen?
Ich bin in einer Stadt im Norden Deutschlands aufgewachsen. Das Dorfleben kannte ich nur aus den Erzählungen meines Vaters, der am Land groß geworden ist. Als mein Professor auf der HAWK Hildesheim von RURASMUS erzählt hat, war ich gleich ganz Ohr. Zu dieser Zeit suchte ich bereits recht verzweifelt nach einem passenden Objekt für meine Bachelorarbeit. Die Vorstellung, eine Zeit am Land zu verbringen, reizte mich sehr. Und das Thema, das Kirchanschöring als RURASMUS-Projekt anbot, passte perfekt für mein Interessensgebiet.
Du bist also für eine Zeit nach Bayern gezogen. Was hast du dort gemacht?
Die Gemeinde Kirchanschöring hatte die Möglichkeit, einen leerstehenden, ehemaligen Stall für Schweine und Rinder mit einer Tenne darauf zu pachten. Er liegt im Ortskern der etwa 3000-Einwohner:innen-Gemeinde und ich sollte herausfinden, wie das Gebäude im Sinne der Bevölkerung gut genutzt werden könnte. Mein Projekt teilte sich in zwei Phasen: die Analyse, bei der ich auch die Wünsche und Bedürfnisse der Kirchanschöringer miteinfließen ließ, und anschließend die Planung des Gebäudes.
Wo hast du in Kirchanschöring gewohnt und gearbeitet?
Ich durfte in eine Wohnung gleich gegenüber vom Rathaus einziehen. Die Möbel sammelte ich mir mit Unterstützung der Gemeinde zusammen. Von dort aus habe ich auch gearbeitet. Mir wurde zwar ein Arbeitsplatz stundenweise im Rathaus angeboten, doch ich hatte viele meiner Unterlagen in der Wohnung und so immer alles übersichtlich beisammen. Die drei Monate vor Ort vergingen schnell. Finalisiert habe ich meine Arbeit in Hildesheim, wo ich die Bibliothek und Werkstatt der Uni nutzen konnte.

"Ronja war hochmotiviert und wollte wirklich etwas bewegen!"

Hans-Jörg Birner, Bürgermeister Kirchanschöring
Was waren die Höhepunkte hinsichtlich deines Projektes während dieser Zeit?
Einer war bestimmt die Präsentation der Ergebnisse vor dem versammelten Ort. Durch den gesamten Prozess wurde die Bevölkerung auf das Haus aufmerksam und dachte über die Zukunft des Ortes nach. Es kristallisierte sich heraus, dass aus dem ehemaligen Stall ein Veranstaltungsraum werden soll, der gleichzeitig auch den von den Einwohner:innen gewünschten Bauernmarkt beheimatet. Ich habe Pläne und ein Modell gezeigt und großartiges Feedback bekommen. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Und als ich das Projekt bei der Leerstandskonferenz im etwa eine Autostunde entfernten Kolbermoor präsentieren durfte, bekam ich ein Jobangebot von einem Architekturbüro aus der Region. Jetzt wohne und arbeite ich hier im Süden Deutschlands.
Gratulation! Wirklich großartig, dass sich daraus nun ein Job für dich ergeben hat. Sind dir auch Freundschaften aus der RURSAMUS-Zeit geblieben?
Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und habe mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. Schon am ersten Tag lernte ich eine Freundin bei einem Bürgerrat zu einem neuen Wohnbauprojekt der Gemeinde kennen. Und auch im Kultur-Café, in dem Karaokeabende, Quiz-Nächte und Ähnliches stattfinden, fand ich sofort Anschluss.
Erzähle mir bitte von deinem kuriosesten Erlebnis.
Auf dem Dorf braucht man einfach ein Fortbewegungsmittel. Eine Mitarbeiterin des Rathauses ist deshalb mit mir auf den Bauhof gefahren. Ich wusste nicht einmal, dass es sowas gibt. In der Stadt passieren diese Dinge im Hintergrund und irgendwie automatisch. Am Bauhof lagen etwa 20 kaputte Fahrräder. Die sehr netten Bauhof-Mitarbeiter haben mir dann aus den besten Teilen ein Rad zusammengebastelt, das zu meinem treuen Begleiter auf Entdeckungstouren durch die wunderschöne Region wurde.

Steckbrief

Name: Ronja Protzmann
Sommersemester 2022
RURASMUS-Gemeinde: Kirchanschöring, Bayern, Deutschland
Thema der Arbeit: Huber – der Hof für Alle (Bestandsentwicklung, Bachelorarbeit)
Studienrichtung: Innenarchitektur
Hochschule: Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst – HAWK
Hochschulbetreuer: Prof. Patrick Pütz
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